Olympische Spiele 2024 in Marseille
Wenn vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 die Olympischen Spiele 2024, die JO 2024 (Jeux Olympique) in Frankreich stattfinden, dann werden die Wettkämpfe nicht nur Paris ausgetragen, sondern auch Marseille wird Austragungsort sein. Das erst kürzlich modernisierte Stade Vélodrome wird zu olympischen Fußballturnieren einladen und sogar ein Halbfinale ausrichten. Die Hauptrolle wird 2024 aber nicht der Ball-, sondern der Segelsport spielen.
Marseille mit seinen jährlich mehr als 100 nautischen Veranstaltungen, ist auch international für die Ausrichtung professioneller Wassersportevents bekannt, wie beispielsweise die Segel-Weltmeisterschaften, der Audi MedCup oder die Sail GP. Segeln ist in Frankreich Nationalsport. In der Küstenregion des Departements Bouches du Rhône erfreut sich Wassersport wie Segeln, die unterschiedlichen Disziplinen des Kanufahrens, Rudern, Motorbootrennen, Wasserski, Wellenreiten oder Kitesurfen ausgesprochen großer Beliebtheit, was sich auch in den 51 Segelclubs, Mitglieder des französischen Segelverbands, sowie den 13.000 Segelscheininhabern zeigt. Beste Voraussetzung für reges Zuschauerinteresse, von denen man in Marseille Zehntausende erwartet.
Eine neue Infrastruktur für die Jeux Olympique Marseille JO 2024
Sechshundert Olympiasegler werden erwartet, die im künftigen Olympischen Yachthafen ihr Können unter Beweis stellen und in zehn Disziplinen, um 30 Medaillen kämpfen.
Ein Konsortium, bestehend aus Travaux du Midi (Vinci Construction), der Agentur Jacques Rougerie und Carta & Associés wurden beauftragt rund 8.000 Quadratmeter Gebäude zu errichten, 22.000 Quadratmeter Außenflächen zu sanieren und dabei einen nachhaltigen Ansatz, zu berücksichtigen.
Die Pläne zum Bau der Infrastruktur und der verschiedenen Sportstätten, Yachthäfen, Tribünen, Olympiagelände, dem Olympischen Dorf und der Fanmeile wurden jetzt offiziell bekannt gegeben. Ihr Ziel ist nicht nur die Schaffung einer perfekten Kulisse für die Spiele, sondern neben voller Kostenkontrolle auch eine möglichst geringe Umweltbelastung. Diese Maßnahme unter dem Titel “Heritage” / Vermächtnis bekannt, befasst sich mit der Umwandlung der Olympia-Einrichtungen in eine nachhaltige Infrastruktur für die Marseiller.
Olympischer Yachthafen Roucas Blanc
Größte Aufmerksamkeit wird dem Yachthafen Roucas-Blanc geschenkt, der als nautische Basis angelegt wird und von aus alle Boote und Segler starten. Er findet sich im 7. Arrondissement von Marseille, im gleichnamigen Quartier. Und wie sein Name Roucas-Blanc andeutet, schwebt das Stadtviertel als weißer Berg (« Le Rocher Blanc »), in den Höhen über Marseille.
Dieses elegante Wohnviertel, ist berühmt für seine zahllosen Villen, Treppen und Aussichtspunkten, von denen aus man die Notre-Dame de la Garde, die Corniche und die vorgelagerten Inseln sehen kann. Und hier, zwischen der Corniche und dem Prado-Park liegend, soll sich der Yachthafen über 6 Hektar erstrecken und wie ein Ring mit Meeresblick, der sich perfekt in seine Umgebung eingefügt, geformt sein.
Die Planung sieht vor, dass die Architektur der Meeresarena von diskreten und unauffälligen Charakter und Charme und von niedrigen, einstöckigen Gebäuden umgeben sein soll. Neben dem Bau des Roucas-Blanc-Stadions soll während des Modernisierungsprojekt auch eine Verbindung zwischen dem Yachthafen und dem Strand Petit Roucas im Süden (1,2 Hektar) geschaffen werden, die dem olympischen Kite- und Windsurfing dienen sollen.
“Es waren die Aspekte des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit, die uns geleitet haben“, erklärte Jacques Rougerie, ein auf die Erforschung und Besiedlung der Ozeane spezialisierter Architekt und Konsortiumsmitglied, .während eines Interviews mit der Zeitung La Provence. „Wobei wir berücksichtigt haben, dass die Einwohner Marseilles in der Lage sein sollen, den Yachthafen Roucas Blanc nach Beendigung der Olympischen Spiele mit neuem Leben zu füllen”.
Bereits jetzt wurde mit ersten Vorbereitungsarbeiten begonnen, die große Baustelle wird im letzten Quartal des Jahres 2021 eingerichtet. Teillieferungen werden für 2022 und 2023 erwartet. Der zukünftige Yachthafen soll bis Mitte 2023 fertiggestellt sein, um Testveranstaltungen zu organisieren. Bevor die Roucas Blanc 2024 Gastgeber für die olympischen Segelwettbewerbe sein werden.
Corniche J.F. Kennedy
Die Corniche J.F. Kennedy, ist eine herrliche, fünf Kilometer lange Promenadenstraße und hier wird eine Tribüne mit 5.000 Sitzplätzen errichtet. „Ein idealer Ort für das “Show-Segeln”, bei dem leichte Boote über das Wasser fliegen und so nah wie möglich an den Zuschauern. Das ist genau das, was das olympische Segeln bieten muss und die Corniche möglich macht”, so Paul d’Ortoli, Vorsitzender des Office de la Mer.
Der Boulevard zwischen 1848 und 1863 gebaut, verbindet den Plage de Prado, den Prado-Strand mit dem Plage de Catalans im Süden der Stadt.
Neben zahlreichen Restaurants hat die Corniche auch Historisches zu bieten, den mehr als 140 Jahre alten Marégraphe, das Gezeitenmessgerät das täglich den Wasserstand des Meeres misst, das Kriegsdenkmal „Monument aux morts de l’Armée d’Orient et des terres lointaines“ (Monument für die Gefallenen der Orient-Armee und der Fernen Länder), das 1927 in Erinnerung an den 1. Weltkrieg aufgestellt wurde, die längste Bank der Welt und nicht zuletzt seinen Namen: 1963, im Jahr seiner Ermordung, wurde die Corniche zu Ehren des US-Präsidenten in Corniche du Président-John-Fitzgerald-Kennedy, umbenannt.
Der Zugang zu den Tribünen wird erschwinglich sein, so verspricht das Marseiller Rathaus. Und wer nicht im Zuschauerareal platznehmen will, der kann die Corniche als natürlichen Balkon nutzen und einen einzigartigen Blick, auf den Alten Hafen, den Ozean, die Inseln und all die Meeres-Segler genießen.
Das Olympische Dorf
Die Planungen zum Bau des Olympische Dorf sind bis dato noch nicht ganz abgeschlossen. Da auch hier die nachhaltigen Aspekte die größte Priorität haben, wird die temporäre Einrichtung eines Olympischen Dorfes bevorzugt, möglicherweise in Form eines Containerdorfes aus recycelten Containern, Made in Marseille.
Aufgestellt werden soll das Athleten-Center, im Parc Balnéaire du Prado, im Küstenpark Prado, ganz in Strandnähe. Diesen 42 Hektar umfassenden (26 Hektar Grünflächen, 10 Hektar Sandstrände), sich auf 2,4 Kilometer Küstenlinie verteilenden Park gibt es erst seit 1977. In den 1970er Jahren war die Stadt Marseille bestrebt, seine Küstenlinie und seine Grünflächen zu entwickeln, denn trotz seiner 20 Kilometer langen Strandpromenade gab es kaum einen Zugang zum Meer. Geschaffen mit dem Aushub für den Bau der Marseiller Metro wurden, zwischen 1977 und 1988, sieben Strände angelegt.
Nach Ende der Olympischen Spiele soll der Parc Balnéaire du Prado zurück gebaut werden und seine ursprüngliche, bei den Marseillern so beliebte Strandidylle ausstrahlen.
Esplanade des Mucem
Zehntausend Besucher können während der Olympischen Spiele, alle Veranstaltungen und Wettkämpfe auf riesigen Bildschirmen / Riesenleinwand verfolgen. Unter dem Namen “Live Site” wird auf dem 20.000 m2 großen Platz eine öffentliche Fanmeile eingerichtet. Während des Kulturhauptstadtjahr 2013 eingeweiht und zwischen 2009 und 2013, während des Stadterneuerungsprogramm Euroméditerranée konstruiert, ist die Esplanade geformt wie ein voluminöses T.
Die Veranstaltungen werden auf der großen Esplanade des Mucems zu sehen sein, wo eine “Live-Site”, eine “Fanzone” mit Übertragungen auf einer Riesenleinwand, eingerichtet wird.
Die ehemalige Hafenmole, auch als Esplanade du J4 (Grande Jetée du Large 4 / Landungsbrücke 4) oder Promenade Robert-Laffont bezeichnet, war viele Jahre, nach dem Abriss des alten Hangars im Jahre 1997, Teil des öffentlichen Raums, ein Ort für Großevents wie Zirkus-, Sport- und Kulturveranstaltungen.
Heute findet sich auf der Esplanade des Mucem nicht nur eine kleine Anlegestelle für Fähren und Passagierschiffe, sondern auch das Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers / Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée, die Villa Méditerranée und eine Tiefgarage.
Die Esplanade J4 bildet eine symbolische Verbindung zwischen dem Seehafen, dem Alten Hafen und dem historischen Zentrum von Marseille. Und als solche ist sie der ideale Ort für die unterschiedlichsten Veranstaltungen, für Konzerte auf dem Wasser, für Shows, Turniere, Street Art-Ausstellungen oder dem „Public Viewing“ während der olympischen Spiele.
Man blickt mit Optimismus in die Zukunft: „die Olympischen Spiele sind dazu geeignet die Welt des Meeres und den Segelsport wieder in den Fokus zu rücken“ so der Abgeordnete Hervé Menchon. Und die Bürgermeisterin von Marseille, Michèle Rubirola, plant nicht nur die Olympischen Spiele zu einem großen Erfolg zu führen, sondern die Stadt zu einem nautischen Zentrum, zu “Marseille, europäische Hauptstadt des Meeres” werden zu lassen.
Fotos: AGAM, Paris 2024 / Populous / Luxigon